Die erste Sitzung des neuen Stadtrats nach der Wahl fand unter besonderen Bedingungen statt. Statt im Ratssaal wurden wir in das historische Bürgerhaus geladen. Das reich verzierte Gebäude überdeckt mit seinem außerordentlichen Charme die Corona-konforme Sitzzuordnung. Jedes Ratsmitglieder bekam einen Schreibtisch und saß entsprechend weit von jedem anderen entfernt.
Allerdings saß unsere Fraktion getrennt in zwei Blöcken. Die Sitzzuordnung war natürlich nicht frei wählbar und seitens der Stadt wurden neben uns und den Linken die ständig hustenden AfD-Ratsmitglieder platziert. Über diese Spitze der Verwaltung kann man lachen oder die Stirn runzeln, aber wir haben genug Selbstvertrauen, um uns von den Rechten im Nacken nicht beirren zu lassen.
In Essen oder Düsseldorf hatte jedes Ratsmitglied einen festen Sitzplatz mit Namensschild, das wäre aus Verfolgbarkeits- und Kennenlerngründen sicherlich besser gewesen, bei uns mussten Schilder mit der Partei reichen.
Doch fernab von der Organisation wirkte die Stimmung der Konstituierenden Sitzung während einer Pandemie recht staatstragend und formell. Atmosphärisch spürte man, dass zum einen die Pandemie, aber auch die undeutlichen Mehrheitsverhältnisse für Unsicherheit sorgten. Der Bürgermeister hatte zu keinem Punkt eine eigene Mehrheit und die Ausschüsse konnten daher neu geordnet werden. Die neue Struktur wirkt angemessen für die Herausforderungen der Zukunft. Unsere Fraktion ist wohl die jüngste bzw. vielfältigste Gruppe im Rat. Doch auch die anderen Parteien haben neue Ratsmitglieder. Durch die Corona-Situation haben wir uns beeilt, was einerseits sinnvoll ist. Andererseits fehlte die persönliche Atmosphäre und die Möglichkeit sich besser kennen zu lernen und „abzutasten“. Bei allen Unwägbarkeiten unserer Zeit ist aber eins klar: Die Bürger und Bürgerinnen können sich auf spannende Debatten und mehr Transparenz freuen. Die Dominanz Einzelner ist gebrochen und der neue Rat wird viel miteinander arbeiten müssen. Ich jedenfalls freue mich auf die sehr vielfältigen Aufgaben. Ein besseres Velbert kommt nicht von alleine.
Kevin Rahn
