Volkstrauertag – überholt oder wichtig?

Am 17. November ist der Volkstrauertag 2019. Die Stadt Velbert organisiert eine zentrale Gedenkfeier und an allen drei Denkmälern werden Kränze niedergelegt. Auch die SPD Velbert ruft zur Teilnahme auf. Doch was bedeutet der Volkstrauertag überhaupt und weshalb er wichtig ist, erfahren Sie hier.
-Ein Beitrag von Kevin Rahn-

Am Volkstrauertag gedenken wir der Gefallenen und Toten der vergangenen Kriege. Ursprünglich eingeführt zur Erinnerung an die Millionen toten Soldaten des 1. Weltkrieges hat sich der Tag in seiner Bedeutung stark verändert. Während des zweiten Weltkrieges wurden die verstorbenen Soldaten als Helden verehrt und der sinnlose Tod als wichtiges Opfer für das Land umgedeutet. Betrachtet man beispielsweise das Ehrenmal an der Poststraße, so sieht man diese Denkweise auch heute noch genau.
Doch mit der demokratischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte wurde aus diesen Ehrenmahlen Mahnmale. Die langen Steintafeln mit den Hunderten Namen toter junger Velberter erinnert und daran, was Krieg tatsächlich bedeutet. Wir sehen zahlreiche Brüder, Väter und Söhne, die ihres Lebens beraubt wurden und große Trauer bei ihren Angehörigen hinterließen. Die Soldaten in den beiden Weltkriegen wegen des Hasses, den die damaligen Machthaber verbreiteten. Allerdings ist die Liste nicht vollständig. In Deutschland verhungerten während des 1.  Weltkrieges beispielsweise 500.000 Zivilisten und auch in Velbert starben bis 1945 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Zivilisten.
Mittlerweile gibt es kaum noch Veteranen, die mit Orden dekoriert ihren im Felde gebliebenen Kameraden gedenken und den Volkstrauertag im ursprünglichen Sinn nutzen. Es gibt aber auch immer weniger Zeitzeugen die uns persönlich berichten und warnen können. Doch diese in Stein gemeißelten Namen werden uns auch weiterhin an den Schrecken des Krieges erinnern.
Es ist wichtig solche Mahnmale in der öffentlichen Erinnerung zu behalten. Auch wenn das Velberter Mahnmal einen deutlich anderen Zeitgeist versprüht.
Frieden ist eine Errungenschaft, die wir ständig bewahren müssen.

Hier finden Sie den Aufruf des Bürgermeisters der Stadt Velbert.

Stein des Anstoßes: Die Innenschrift der Säule passt nicht zur Bundesrepublik Deutschland. Infotafeln sollten Besuchern und Schülern den verschiedenen Umgang mit Kriegstoten erläutern und das Denkmal endlich in die Demokratische Gesellschaft integrieren. Zum Beispiel sind mit „unsere Toten“ nur die Velberter Soldaten gemeint, das entspricht nicht unserem heutigen Verständnis.
Wie eine Burgmauer mit Zinnen sieht das Denkmal aus. Die Erbauer hatten noch Soldatische Tugenden und Ritterlichkeit im Sinn, aber auch einen Verteidigungsgedanken im Bezug auf die drei Kriege. Tatsächlich wurden beide Weltkriege Menschenverachtend und Brutal geführt und alle drei Kriege (inkl- 1870/71) waren Angriffskriege. Doch so wollte man sich an die eigene Geschichte nicht erinnern.
Die Bastei mit dem Gedenkstein des Krieges 1870/1871. Damals wurde Frankreich angegriffen und Elsass/Lothringen erobert. Einerseits die Geburt des deutschen Nationalstaats, andererseits Start der „Erbfeindschaft“ mit unseren Nachbarn. Zumindest diese Feindschaft konnten wir beenden und auch Lokal haben wir als Gesellschaft zum Beispiel mit unseren Städtepartnerschaften dazu beigetragen.
Die Galerie mit dem Herzstück des Mahnmals: Stehlen mit den eingemeißelten Namen der gefallen Velberter Soldaten. Es fehlen aus heutiger Sicht die toten Zivilisten, Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die hier zu Tode kamen. Doch trotzdem zeigen diese langen Listen die Grausamkeit des Krieges. Noch eindrucksvoller wären Zusatztafeln, die einzelne Schicksale erzählen, den Toten ein Bild geben. Außerdem könnte das Alter der Toten interessant sein. Viele der Toten starben vor der Blüte ihres Lebens, teilweise noch als Kinder.
Detailaufnahme des Eisernen Kreuzes: Ähnlich verrostet wie das Gesellschaftsbild des Denkmals.