Velberter Politik im Netz – mehr Dialog, bitte!

Volker Münchow fährt leidenschaftlich gerne seinen MX5. Aus dessen Boxen dringt vorzugsweise Musik von den Scorpions oder Deep Purple. Das Profilfoto des 50-jährigen Sozialdemokraten ziert die lachende Anti-Atomkraftsonne, aber das versteht sich ja fast von selbst. Außerdem kann sich der Fraktionsgeschäftsführer der Velberter SPD glücklich schätzen – er hat mehr als 1500 Freunde, darunter finden sich prominente Vertreter wie Kurt Beck. Es braucht heute keine groß angelegte Recherche mehr, um diese Informationen zusammenzutragen. Zwei, drei Klicks bei Facebook reichen aus. Die Velberter Parteien haben das Potenzial des Internets längst erkannt. Wie sie es umsetzen, steht auf einem anderen Blatt.

Die bislang recht unattraktive Homepage von „Velbert anders“ werde derzeit überarbeitet, versichert deren Vorsitzender August-Friedrich Tonscheid. Und bis spätestens Ende Mai soll die Wählergemeinschaft auch eine eigene Facebook-Fanseite bekommen. Im dem sozialen Netzwerk ist Tonscheid auch mit einem privaten Profil vertreten, allerdings nur, um alte Bekannte wiederzufinden. Angaben zu Hobbys, Lieblingsmusik oder Familienstatus hat er nicht gemacht: „Ich möchte ja noch ein Stück weit Privatperson bleiben“, sagt Tonscheid. Wenngleich er weiß, dass der politische Dialog der Zukunft sich wohl auch auf kommunaler Ebene immer mehr ins Internet verlagert. Eine Entwicklung, die Tonscheid nicht auf ganzer Linie befürwortet: „Mir ist die Diskussion im Netz oft zu oberflächlich. Wenn ich mich mit jemandem intensiv zu einem politischen Thema auseinander setzen möchte, mache ich das am liebsten auf direktem Weg von Angesicht zu Angesicht.“

„Sarrazin ist nicht mein Genosse“

Volker Münchow hingegen nutzt Facebook und den Kurznachrichtendienst Twitter gezielt, um seine Meinung in die Welt zu schreiben, oder neudeutsch „zu posten“. Etwa zum Thema Thilo Sarrazin, dessen Verbleib in der SPD dem Velberter ein Dorn im Auge ist. Daraus macht er keinen Hehl und wettert deswegen auf Facebook: „Sarrazin ist nicht mein Genosse“. Mit dem Internetauftritt der Velberter SPD ist er ganz zufrieden, wenngleich die Homepage im Zuge der Osterferien derzeit etwas veraltet sei.

Dabei sind sämtliche Internetauftritte der im Velberter Rat vertretenen Parteien und Wählergemeinschaft ziemlich einheitlich, die meisten vor allem, weil sie kommunal zugeschnittene „Ableger“ der Partei auf Bundesebene sind: Viele beginnen mit einem recht austauschbaren Grußwort, die Anträge auf eine Mitgliedschaft fallen bei allen direkt ins Auge – verständlicherweise. Und da wirkt auch bei den Grünen die Bezeichnung „Älterer Stuff“ anstelle des guten, alten „Archivs“ recht modern erzwungen. Dennoch: Wer neu in Velbert ist, für den bieten die Seiten einen guten Überblick über die Parteiprogramme. Angefangen von kommunalpolitischen Themen wie der Schließung des Nizza-Bads bis hin zu den Wahlprogrammen des Bundesvorstands stellen sich die Parteien recht umfangreich vor. Doch was für die Politik auf der Straße gilt, lässt sich auch ins Netz übertragen: Ein bisschen mehr Dialog mit dem Bürger dürfte es schon sein, auch online.