„Mehr als 50 Gäste haben bereits auf dem roten Sessel Platz genommen. Auf diesen Gast habe ich mich ganz besonders gefreut“, wurde Frank-Walter Steinmeier zu Beginn von Kerstin Griese begrüßt. Etwa 400 interessierte Bürgerinnen und Bürger füllten die Sitzreihen im großen Saal des Forum Niederberg und hörten dem Vizekanzler gespannt zu, nachdem dieser mit Verspätung aus dem niederrheinischen Emmerich angekommen war. „Ich habe nicht gesagt, wir werden bis 2020 vier Millionen neue Arbeitsplätze schaffen, ich sage, wir können das bis 2020 schaffen, wenn wir die Weichen richtig stellen“, erläuterte Steinmeier seinen Deutschland-Plan. Er plädierte für eine nachdrückliche Förderung neuer Technologien und der regenerativen Energie. Wer den Wiedereinstieg in die Atomenergie fordere, zerstöre Deutschlands Weltmarkt-Führung bei den erneuerbaren Energien.
„Wir brauchen mehr Investitionen in Bildung“, war sich Kerstin Griese mit dem SPD-Kanzlerkandidaten einig. „Mehr als 40.000 Kindergartenkinder in NRW haben Sprachprobleme. Eine frühe Förderung der Kleinsten ist eine sozialdemokratische Idee“, forderte Kerstin Griese mehr Chancengleichheit. „Mehr Erzieher, mehr Lehrer, andere Schulen, mehr Ganztagsschulen“, ergänzte Frank-Walter Steinmeier. Deshalb könne man jetzt keine Steuersenkungen versprechen. „Lasst uns auf diejenigen schauen, die trotz Wirtschaftskrise 250.000 Euro und mehr verdienen.“ Bei denen wolle die SPD zwei Prozent auf den Spitzensteuersatz aufschlagen, erläuterte der Vizekanzler das Konzept des „Bildungssoli“.
Afghanistan und der Nahe Osten waren zwei außenpolitische Themen, nach denen Kerstin Griese ihren Gast fragte. „Der Anfang waren 3000 Tote“, erinnerte Steinmeier an den Anschlag auf das World Trade Center und betonte die Notwendigkeit des Afghanistan-Einsatzes. Überraschend optimistisch zeigte er sich hinsichtlich der Möglichkeiten im Israel-Palästina-Konflikt. Das könne es schon im Laufe des nächsten Jahres zu Fortschritten kommen, wies er auf das Engagement der Obama-Regierung hin.
Bevor sich Steinmeier noch reichlich Zeit für Fotos und Autogramme nahm, verriet er noch, welchen Berufswunsch er als Kind hatte. „Ich wollte Fußballprofi werden.“ Doch er habe dann doch eingesehen, dass Ehrgeiz Talent nicht völlig ersetzen könne.