EMPFÄNGE ZUM JAHRESBEGINN Ein Andrang, von dem man bei anderen Veranstaltungen im zurückliegenden Jahr nur hatte träumen können: Ein wenig Irritation herrschte da schon unter den 150 Gästen, die Hinnerk Tegtmeier am Sonntagmorgen in der Vereinigten Gesellschaft Langenberg begrüßte. "Ich war optimistisch, dass wir uns nicht hier treffen würden", gestand Tegtmeier den Zuhörern, als er den Neujahrsempfang 2009 eröffnete. Um gleich zu erklären: "Ich war nämlich optimistisch, dass wir uns zu diesem Anlass im Bürgerhaus treffen würden."
"Kein Problem – dort wäre es nur ein bisschen kalt": Den Zwischenruf von Bürgermeister Stefan Freitag, ebenso wie MdB Kerstin Griese und stellv. Landrat Manfred Krick unter den Ehrengästen, überhörte Tegtmeier: "Na ja – die Hoffnung stirbt zuletzt – vielleicht treffen wir uns ja zum Neujahrsempfang 2010 dort."
So aber habe man natürlich auch sehr gerne wieder in die VG eingeladen, wie bereits in den zwölf Jahren zuvor, betonte Tegtmeier. Ehemals als Veranstaltung der SPD Langenberg ins Leben gerufen, war der Empfang schon bei seiner ersten Neuauflage vor elf Jahren zur Veranstaltung des gesamten Stadtverbandes geworden. Womit man also nahtlos eine Tradition fortsetzen konnte, auch nachdem die Ortsvereine Langenberg, Neviges und Mitte im Sommer ihre Eigenständigkeit aufgegeben und sich zum "SPD-Ortsverein Stadtverband Velbert" zusammengerauft hatten.
Und er sei stolz auf diese Fusion, betonte Tegtmeier in seiner Begrüßungsrede. "Um es mit Willy Brandt zu sagen: Wir haben zusammengefügt, was zusammen gehört. Das ist nicht ohne Kämpfe abgegangen, aber es ist geglückt. Und ich glaube, wir sind auf einem guten Weg", resümierte der Vorsitzende – was die Zuhörer allerdings nur mit sehr zögerlichem Applaus quittierten.
Deutlich breiter der Zuspruch, als Tegtmeier einen Ausblick aufs "Superwahljahr 2009" warf. Man werde angesichts der prekären Haushaltslage und wegbrechender Gewerbesteuern keine Einschnitte bei Kindern und im Sozialetat zulassen, rief er unter lautem Beifall. An die Mitglieder seiner Partei appellierte Tegtmeier eindringlich, alles für eine höhere Wahlbeteiligung zu tun. "Das ist das Wichtigste für unsere Demokratie, die am 23. Mai auch auf 60 Jahre Grundgesetz zurückblicken kann – auf eine Verfassung, um die uns viele in der Welt beneiden", so Tegtmeier, der auch für seine nächste Ankündigung donnernden Applaus erhielt: "Ich sage es vor allem mit Blick nach rechts: In Velbert ist kein Platz für Extremisten."
Den Blick nach links überließ der SPD-Ortsverbandsvorsitzende dem Festredner des Tages. SPD-Urgestein Prof. Dr. Klaus Hänsch, seit 1979 und somit von Anfang an im EU-Parlament, warnte in seinen Ausführungen über die "Zukunft Europas" vor nationalen Alleingängen. "Wer – wie die Linke – nicht klar für ein vereintes Europa eintritt, verrät eigene Ziele und Ideale", betonte Hänsch. Er sei überzeugt: "Nationaler Sozialismus zerstört erst Europa – und dann unser eigenes Land."
Und dann legte Hänsch, der bei den Wahlen im Juni nicht mehr fürs EU-Parlament kandidieren wird, noch einmal ein eindeutiges Bekenntnis zu Europa ab: "Europa war nie so wichtig wie heute – es fängt gerade erst richtig an."