"Es ist seine persönliche Entscheidung. Wenn er meint, die SPD ist nicht mehr seine Partei, dann muss er gehen", so sprach es gestern Knut Niebuhr, ehrenamtlich in SPD-Geschäftsstelle tätig. Verbal in die Ketten ging Geschäftsführer und Ratsherr Volker Münchow: "Er ist kein Querdenker, sondern ein Querulant. Er hat mit der Rüge nur eine schwache Ahndung erhalten." Schon als Ministerpräsident habe er keine anders lautende Meinung geduldet. Und dass er austreten will, hätte er sich früher überlegen können. "Das hätte uns viel Ärger erspart." Auswirkungen auf die Kommunal- und Bundestagswahl werde Clements Austritt nicht haben. "Wir sind mit Müntefering und Steinmeier gut aufgestellt." Und die SPD habe auch ohne Clement eine große Bandbreite von rechts bis links. Münchow weiter: "Ich finde es aber positiv, dass das Thema jetzt vom Tisch ist." Man dürfe aber nicht außer Acht lassen, dass Clement alle seine Ämter über die SPD erreicht habe.
"Mir fällt langsam nichts mehr dazu ein", kam’s gestern spontan der Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese über die Lippen. Aber Clement habe es drauf angelegt. Und: "Ich finde das Verhalten unmöglich, zumal ihm eine Brücke gebaut worden ist." Ihrer Ansicht nach habe Clements Austritt keine negativen Auswirkungen auf die Wahlen im kommenden Jahr.
Hinnerk Tegtmeier, SPD-Vorsitzender: "Ein Vollprofi muss austeilen aber auch einstecken können und nicht die beleidigte Leberwurst spielen." Zu den Grundprinzipien der SPD gehöre, zur Partei zu stehen – "in guten und in schlechten Zeiten." Und das erst recht als führender Sozialdemokrat. Jetzt habe die SPD Klarheit und müsse sich mit dem Thema nicht mehr beschäftigen. Clement solle sich als Sozialdemokrat ohne Parteibuch nicht mehr einmischen. Seine Ära sei zu Ende.
Ganz anders sieht das Renate Lorenz, 78 Jahre alt und seit 1964 in der SPD. Sie bedauert sehr, dass Clement ausgetreten ist. Für sie habe "Clement immer das Ganze, die Wirtschaft und das Soziale, im Auge gehabt". Und das machte ihn auch zum guten Ministerpräsidenten. Sie findet es schade, dass er seine Meinung nicht offen und ehrlich sagen konnte, sondern dafür eine Rüge kassiert habe. "Für so etwas muss die SPD Platz haben."