Gartenbesitzerin Brigitte Erdmann hat sich einen Platz ganz nah an der Bühne gesichert. Hier sind Tische für die Mitglieder des Vereins reserviert. "Das Spektakel wollte ich miterleben", sagt sie. Die Sicherheitsvorkehrungen für den hohen Gast hätten für die Gartenfreunde keine Problem gebracht: "Heute Mittag wurde der Eingang geschlossen, den wir sonst benutzen, aber damit kann man leben."
Als am frühen Nachmittag BKA-Beamte mit Hunden das Gelände nach Bomben absuchen, steht allerdings auch Thomas Hahn in der Gruppe von Gästen und Journalisten, die vor dem Einlass warten müssen. "Ich muss da rein", fordert er, "das ist mein Garten, in dem die mit den Hunden sind. Dahin kommt nämlich der Kanzler."
Ratlosigkeit bei den Helfern, bis endlich jemand das Okay gibt und Hahn durchlässt. Am Abend steuert der Bundeskanzler als erstes den Kleingarten der Familie an. Und so ein Pech: Es regnet in Strömen.
Für Hinnerk Tegtmeier, den Vorsitzenden des SPD-Stadtverbands, ist die Begegnung mit Schröder ein Wiedersehen. Er kennt den Kanzler noch aus Hannover. "Er war damals Juso-Bundesvorsitzender, und ich habe im Ortsverein kräftig mitgemischt. So haben wir uns kennen gelernt." Ein paar Jährchen ist das her. Duzt man sich trotzdem unter Genossen? "Ich habe mich schon erkundigt, schließlich ist der Kanzler eine Respektsperson", so Tegtmeier.
Aber die sozialdemokratische Etikette sehe durchaus das Du vor. Von der Idee, dem Bundeskanzler in Erinnerung an die alten Zeiten das hannoveranische Spezialgetränk Lütje Lage (Bier und Schnaps) anzubieten, hat Hinnerk Tegtmeier aber Abstand genommen.
Während Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese nervös über den Festplatz tigert, steht Nils Berthold von der Jugendfeuerwehr ganz gelassen am Rand. In der Hand hat er ein Foto aus dem Kanzlergarten in Berlin: Es zeigt eine junge Frau aus den Reihen der Jugendfeuerwehr, die sich damals mitsamt Maskottchen Floribert bei einem offfiziellen Fototermin eingeschleust. Heute wird Nils Berthold den Bundeskanzler bitten, ein Bild von Floribert zu unterschreiben.
Danke, Kanzler
Was immer man von der Politik Gerhard Schröders halten mag für seinen Auftritt beim Gartenfest in Bonsfeld muss die Stadt ihm herzlich danken. Denn der Termin des Kanzlers im Kleingarten lockte Vertreter lokaler wie überregionaler Medien in großer Zahl an. Kommt in jedem Bericht, der gedruckt und gesendet wird, nur einmal der Name Velbert vor, so ist das schon eine Werbung, die kaum zu bezahlen wäre.
Wer heute in eine Internet-Suchmaschine das Stichwort Velbert eingibt, wird wohl so viele Treffer erhalten wie noch nie zuvor. Das Stadtmarketing muss lange ackern, um so eine Resonanz zu erreichen. Also: Danke, Herr Kanzler.