Kanzler badet im Regen und in der Menge Gerhard Schröder nimmt mit Helikopter

"Unser Garten liegt Gott sei Dank mittendrin – außerdem ist er immer tip-top, da mussten wir gar nicht viel aufräumen", erzählt der Bonsfelder Broscheit. Wie ein Dutzend Kleingärtner, 30 Genossen und 15 Polizisten war auch er schon lange vorher vor Ort. Trotz der Aufregung freut er sich auf den Schröder-Besuch. Wie übrigens auch Reinhold Weber. "Dass ich das noch erleben darf", seufzt er glücklich. Der Vorsitzende der Velberter Arbeitsgemeinschaft "60 plus" ist seit 53 Jahren Mitglied in der SPD. Eingetreten ist er, "weil ich ein sozialer Mensch bin". Und trotz Hartz IV und weiterer Reformen hat er "seinem Gerd" die Stellung gehalten.

Andere sind einfach nur gespannt, den Kanzler zu erleben. "Ich denke, er ist sehr bürgernah", vermutet Cornelia Meyer. Und Sven Lindemann, Büroleiter von Bürgermeister Stefan Freitag, der derzeit im Urlaub weilt, ist neugierig "auf die charismatische Persönlichkeit". Banknachbar Reiner Grube unkt beim Blick gen schwarzen Himmel: "Mal sehen, ob diese Wolken symbolisch aufgezogen sind – das Ergebnis werden wir am 18. September kriegen."

17 Uhr. Jetzt sollte der Bundeskanzler eigentlich kommen. Das Wetter ist kritisch. Dann heißt es, er kommt später. Auf der Festwiese der Gartenfreunde Bonsfeld warten gut und gerne 500 Menschen auf den Gast aus Berlin.

Dann, endlich. Der Kanzler-Hubschrauber am Himmel. Nimmt Kurs auf Bonsfeld. Landet schließlich auf einem Firmenparkplatz an der Ziegeleistraße in Nierenhof. Und wenige Minuten später Rufe aus Richtung Bonsfelder Straße. "Er kommt." Eine kleine Delegation steht zum Empfang bereit. Eine handverlesene. Denn alle, ob Bürger, Journalisten, Kleingärtner oder Genossen, müssen warten. Hermetisch abgeschirmt von Wachleuten.

Jetzt, ausgerechnet jetzt, öffnen sich die Wolken. Platzregen. Es schüttet wie aus Eimern. Des Kanzlers Leibwächter, mit Mikrofonen in den Armbanduhren und Mini-Lautsprechern in den Ohren, begleiten Schröder über den für die Öffentlichkeit abgeriegelten Weg zum Kleingarten der Familie Hahn, wo bereits die Würstchen auf dem Grill brutzeln. Und nass werden. Der Kanzler erreicht den regensicheren Pavillon, strahlt in die Kameras. Wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. Auch wenn er gerade keine Chance auf ein Bad in der Menge hat, der Schauer muss erst abgewartet werden.

Auf der Festwiese dominieren die Regenschirme. Keiner kann etwas sehen. Niemand weiß, ob Schröder schon in der Schrebergartenanlage ist oder nicht. Endlich hört es auf zu regnen und die Leibwächter begleiten ihn auf die Festwiese. Der Kanzler erreicht trockenen Fußes den Bühnenpavillon. Und wird mit großem Beifall begrüßt. Sein erster Satz: "Wenn in Velbert die Sonne lacht, hat´s die SPD gemacht. Zieht sich dann der Himmel zu, war´s die böse CDU."

Zuvor begrüßt die SPD-Bundestagsabgeordnete und Schirmherrin des Gartenfestes, Kerstin Griese, den hohen Besuch aus Berlin. Sie ist aufgeregt und erleichtert zugleich, dass ihre Einladung Gestalt angenommen hat und viele Besucher bleiben, trotz des unbeständigen Wetters.

Schröder taucht in die Menge, bekommt ein Bier gereicht und seine Bratwurst. Immer umringt von Leibwächtern. Kinder wollen Autogramme, Erwachsene ein Wort mit Schröder wechseln. Nach einer Stunde ist des Kanzlers Zeit abgelaufen. Sein Hubschrauber hebt ab, die Gartenfreunde packen den Grill wieder ein – bei Sonnenschein."Wenn in Velbert die Sonne lacht, dann hat´s die SPD gemacht"